Donnerstag 13.12.2012 um 20:00 Uhr im E-Werk Erlangen.
Einlass ab 19:30.
Dort gibt es 9 kurze Lesungen und mehr. Unter anderem gibt es da eben auch von mir aktuelle Konkrete Poesie zu sehen und einen Kurzprosatext zu hören. Alles entstanden in den letzten 4 Monaten. Viel Abwechslung also und deshalb ist sicher für Jede/Jeden was Schönes dabei!
Es hat sich sehr viel getan seit September! Ich schreibe praktisch jeden Tag. Und mittlerweile gehe ich in Teilen auch dazu über, Bilder aus Buchstaben und Wörtern zu erstellen!
Das ist also oft bereits konkrete Poesie, manchmal auch nur noch Bildkunst. Parallel schreibe ich nun auch endlich mehr Prosa, verschiedene Kurztexte sind entstanden.
Und wenn die konkrete Poesie wirklich mal mit SEHR wenig auskommt, also wirklich winzig ist, sogar winziger noch als ein Haiku - dann habe ich dafür jetzt auch einen angemessenen Namen kreiert: YOKTO POETRY. Nano als Vorsilbe gibt eine Winzigkeit von 10 hoch -9 Metern an. In Australien nennen sie die Haikus der Japaner gerne "Nano-Poetry". Lässt sich das unterbieten? Selbstverständlich! Yokto Poetry tut dies, und die Vorsilbe Yokto steht für Winzigkeiten von 10 hoch -24 Metern.:-)
In Kürze mehr, ein Yokto Poetry Manifest gibt es auch schon, ich habe es auf einer WG-Lesung in Fürth erstmals vorgestellt. allerdings heute das aktuelle Bild-Gedicht des Tages, eben entstanden, inspiriert durch die Wahl des Jugendwortes des jahres 2012: YOLO! (Abkz.: "You only live once").
Mammutmäßig. Und sehr schön!
Das war es, das Wochenende "Auf AEG".
Insgesamt habe ich 8 Durchläufe meiner Lesung & Werkschau präsentiert, wir haben im Fablab am Sonntag auch einige Bild- & Tonaufnahmen davon gemacht. Überhaupt - neben den vielen Eindrücken die vielen neuen Kontakte, umwerfend!
Erst allgemein etwas Hintergrund:
Eine Bilderstrecke des Verlags Nürnberger Presse zu allen Ausstellungen bei "Offen auf AEG" am 22./23.09.2012 auf 18.000 Quadratmetern.
Dank der nimmermüden Netzwerkerin Karin Charlotte Melde (Inhaberin von "Die Wortbinderei" und Veranstalterin der Veranstaltungsreihe "WortGastSpiel") ist es mir und einigen anderen Literaten möglich, am kommenden Wochenende im Rahmen der Großveranstaltung "Offen auf AEG" aktiv teilzunehmen. Beteiligt sind: Johannes Hielscher, Sebastian Heider, Roland K.
Halbig, Andrea M. Schmidt, Immanuel Reinschlüssel mit Robert W. Segel
(„Duo Schaffenskrise“), Arno Schlick, Alessandra Brisotto, Lucas
Fassnacht, Christiane Weber, Karin C. Melde (Veranstalterin WortGastSpiel).
Unsere Aktionen sollen an beiden Tagen des Wochenendes als "eingestreute
Literatur" konzipiert werden und stehen nicht im offiziellen Programm (die Idee dazu ist erst recht kurzfristig entstanden),
sondern sondern dienen dazu, das Ambiente der vielfältigen
Veranstaltungen zu bereichern.
---> Ort: Auf dem AEG-Gelände (s.u.) im Raum des FabLab Nürnberg, im 2. Stock in Bau 14, direkt an der Muggenhofer Straße neben dem Café Pforte.
---> Zeit: Immer zur vollen Stunde während "Offen auf AEG", am 22./23.09.2012., Beginn Samstag ab 14:00 h, Ende voraussichtlich Sonntag 16:00 (einschließlich), da ich danach selber noch zum Wortgastspiel am Abend in Nuerbanum Nürnberg fahren will.
---> Dauer: etwa jeweils 20 Minuten.
Hier gehts zu Infos & zum offiziellen Programmflyer der Gesamtveranstaltung von "Offen auf AEG": http://www.kunstaufaeg.de/
Das AEG-Gelände befindet sich auf der Nordseite der Fürther Straße zwischen Fürth & Nürnberg, bzw. zwischen den U-Bahnhaltestellen Muggenhof & Eberhardshof.
Meine eigene Aktion (roter Punkt im Bild) findet wie gesagt im Raum des FabLab Nürnberg im 2. Stock in Bau 14 statt, der sich an der Muggenhofer Straße neben dem Café Pforte befindet. Dort befinden sich die Ausstellungen und Räume des Zentrifuge e.V., hier noch deren Homepages: http://www.zentrifuge-nuernberg.de/
Das Fablab selbst wiederum ist eine offene Werkstatt (!), in der jeder (!) elektronische, handwerkliche und allerlei andere freakige Träume verwirklichen kann. Mehr zum Hintergrund der weltweiten Fablab-Bewegung hier auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/FabLab
Hier gibt es, z.B., Lichtwände, Möglichkeiten zum T-Shirtbedrucken, 3D-Printer und Lasercutter, bzw. Lasergravurmaschinen, die auf ihren Einsatz bei der Verwirklichung von Ideen warten. Natürlich konnte auch ich da nicht widerstehen & versuche diese Möglichkeiten gleich für meine Aktionen zu nutzen! :-D
Ich freue mich bereits sehr auf die Veranstaltung & hoffe natürlich möglichst viele von Ihnen / Euch dort zu sehen!
Oder der Charakter der hinter der Währung stehenden Geldströme?
Am Ende das Delta, wo alles ins von Hedgefonds beherrschte Meer mündet?
Oder eher die Menschen, die die Quellen dieser Geldströme sind, Tautropfen zuerst und dann Rinnsale, wie in Smetanas Moldau?
Reminder: Herrschaft entsteht nicht durch Herrscher, sondern durch Beherrschte. http://www.taz.de/!101198/
Dazu ein Gedicht von neulich und eine Grafik von heute:
Am
1.1.2001 gabs mal den Literaturwettbewerb 160 Zeichen. Die Gewinner
wurden in die 3 kleinen Anthologien aufgenommen. 160 Zeichen war damals
auf die SMS-Länge bezogen, da gabs ja noch kein Twitter, wo nur 140
Zeichen gehen (unvorstellbar aber wahr :-D ). Für drei Themen wurde da
je ein Band erstellt, mit den ausgewählten Texten: Liebe, Spass,
Literatur. In zwei Bände davon hab ichs damals auch geschafft (ratet mal
in welchen NICHT :-D ), da war auch Fitzgerald Kusz mit dabei, wenn
ichs recht erinnere. Ich habe gerade per Goooogle gefunden dass die 3
Bände nun als PDFs zugänglich sind, den Uzzi-Verlag gibts auch glaube
ich so gar nicht mehr. Super, diese Referenz hatte ich nämlich schon
verloren geglaubt, meine Bände hab ich verschmissen, ich wusst nicht mal
mehr wann das genau war, ein total recall also. ;-D Hier sind sie zu
haben, als PDF, achso, jetzt ja "Ebook":
Der Abend war recht schön trotz eines weniger überzeugenden Auftritts meinerseits.
Ich vermute, dass der Hauptgrund sein dürfte, dass Slams zu meiner Art von Texten und auch zu meiner Persönlichkeit generell weniger gut passen, als klassische Lesungen.
Naja, mit etwas mehr Übung sollte es dennoch nächstes Mal auch bei einem Slam wieder besser klappen, mein erster Slam-Auftritt in Erlangen war ja schliesslich ganz ok.
Und es muss ja nicht immer gut laufen, wichtig ist, wenn es so läuft, dass man etwas draus lernt und weiterhin offen bleibt für Anregungen! ;-)
Was interessant ist: Vor dem Auftritt bin ich im Stadtpark Fürth Spazieren gegangen, um das Lampenfieber auszuhungern & habe dabei dieses Foto von einer Pappel-Allee an der Pegnitz (etwa auf Höhe des Helene-Lange-Gymnasiums) gemacht.
Mich haben Pappeln - insbesondere Pyramidenpappeln (Populus nigra var. 'Italica') - schon immer fasziniert. Allerdings nicht ungebrochen, da ich sie - vor allem in Reihe gepflanzt - auch immer irgendwie als abweisend und elitär empfunden habe. Sie haben etwas klassisch-Italienisches, aber hintereinander aufgereiht halt auch den ennuyierenden Hauch von Ehrenhalle, Friedhof & Mysterien-Kult. Einen Tag danach (gestern also) habe ich das Foto nochmals angesehen & spontan ein Gedicht in Reimen dazu geschrieben, an dem ich bis heute gefeilt habe. Das Foto vom Sonntag habe ich dafür zur Illustration gespiegelt, was den Allee-Eindruck noch verstärkt und den Text noch betont.
Ist ein kleines Dankeschön an alle, die am Sonntag da waren und auch an Michl, den Moderator, sowie Sabrina, mit der ich noch eine herzerfrischende Diskussion während des Abbauens geführt habe. :-)
... das Ergebnis seht Ihr gleich im nächsten Posting ...
Heute am 12.08.2012 nehme ich teil am Poetry Slam in Fürth, in der Kofferfabrik!
Ich habe eben auf dem Kalender von Myslam.net gesehen, dass das Feld ganz schön hart bestückt ist, u.a. nimmt der Landesmeister Thüringen teil, es wird also auf alle Fälle gute Auftritte geben!
Da bin ich gespannt, wie gut ich da heute Abend mithalten kann, ich bin ja eher Lyriker als Rapper und noch dazu ein Poetry-Slam Greenhorn, denn dies ist erst mein zweiter Auftritt dieser Art! :-)
Ich sehe es aber sportlich, als Sprach-Wettkampf - und denke, dann macht es auch den Zuschauern Spass ... .
Ausgewählt habe ich deshalb für heute bis auf Ausnahmen vor allem sehr anschauliche und offensiv-dynamische Gedichte, oft auch mit deutlich politischer oder gesellschaftskritischer Note.
Hier oben nun die Word-Cloud zu meinen Texten für den Auftritt heute (ohne eventuelle Zugaben)! ;-)
Word-Clouds
sind - neben den QR-Codes - ein in meinen Augen faszinierendes Mittel, um weitere Perspektiven der Textlichkeit zu nutzen ... .Erstellt mit-> Wordle Online.
Manche Themen arbeiten lange im Hintergrund, bevor man sie langsam ans
Tageslicht gewöhnen kann. Was mich derzeit - und dennoch bereits seit
den 1990er Jahren - umtreibt, ist die Frage, wie überhaupt Poesie
der Gegenwart und absehbaren Zukunft aussehen sollte. Woran würde man
sie erkennen? Die Postmoderne ist, egal ob von den 1960ern an gerechnet,
oder erst von den 1980ern an, in die Jahre gekommen. Und damit sicher
auch einige ihrer Methoden. Gleichzeitig spielt die Politik für die
Gesellschaft - und daher auch für die Kunst - seit ca. 4 Jahren wieder
eine größere Rolle.
Aber genügt es wirklich, die politische
Literatur wieder zu beleben oder neu für sich zu entdecken? Muss man
nicht auch Verkrustungen in den Methoden und innerhalb der Perspektiven
der Postmoderne vermuten, die es längst ihrerseits aufzubrechen gilt?
Da
das Thema sehr umfassende Ansprüche mit sich bringt, werde ich in einer
Art und Weise damit umgehen, die ihm selbst entspringt. Wobei also der Umgang mit der Frage Teil einer Antwort sein soll, während immer neu versucht wird, sie zu stellen, kurz: ich
schreibe Lyrik in meinem Sinn. Und ich erstelle nach und nach eine
Liste mit
numerierten Aspekten, die für mich in einer Poetik der Gegenwart und Zukunft eine Rolle spielen sollen.
Hier nun Teil 2 mit dem Titel: Keine Angst vor der Möglichkeit der Gültigkeit von Aussagen! Nachdem
ich letzten Montag bei der Autorengruppe "Wortwerk Nürnberg" wieder mal
vorbeigeschaut habe und mir dort eine Menge guter Tipps &
Anregungen gegeben wurden, manches Lob, aber eben auch wie gewohnt
scharfe Kritik, habe ich sowohl die Gedichte als auch das Video zu "Ouroboros" heute komplett überarbeitet und poste deshalb hier alles nochmal neu.Es kann sein, dass ich die alten Versionen mal lösche, aber im Moment
ist es evtl. interessant beides im Vergleich sehen zu können. Zum einen
sollte sowohl Lyrik als auch Video "entkitscht" werden, zum anderen will
ich dennoch meinen Anspruch, auch Themen, wie z.B. "Ewigkeit", oder
"Unendlichkeit" anzusprechen, nicht aufgeben. Eine schwierige
Gratwanderung. Vermutlich aber der Schlüssel zu einem meiner Anliegen,
mit denen ich seit je her angeeckt bin. :-) Deshalb soll dies hier auch
zu einem zweiten Punkt führen, innerhalb meiner Gedanken zu einer
Poetik der Zukunft. ... Denn, so habe ich mir im grübelnden Nachgang
gesagt, - wieso sollte es den Physikern unproblematisch "erlaubt" sein,
in die Tensoren der Feldgleichungen Albert Einsteins das
Unendlichkeitssymbol einzusetzen (z.B. um daraus die Theorie der
"Schwarzen Löcher" abzuleiten, wie durch Penrose und Hawking geschehen,
aber auch einfach so, aus Jux und Tollerei, durch viele, viele
Physikstudenten), mir als Lyriker soll es aber nicht gestattet sein,
Begriffe wie "Ewigkeit" zu benützen? Die Gefahr, die Physik als allzu
bedeutungsschwanger anzusehen, ist wohl an dieser Stelle geringer??
Sicher nicht!! ... Aber, ich ahne, dass an diesem Punkt die
Auseinandersetzungen nicht enden, sondern gerade erst begonnen haben!
:-) An genau dieser Stelle sehe ich nämlich wieder einmal eine echte
Schwäche und Überholtheit der Postmoderne mit ihrer oftmals zu weit
getriebenen, vorauseilenden Relativierung alles je Sagbaren! Und, so
viel sei auch zum ersten Teil des zweiteiligen Gedichtes gesagt, - ich
sehe es ebenfalls keineswegs als Manko an, ab & zu
"Kalenderblatt-Lyrik" abzusondern, - allerdings kommt es darauf an, sie
möglichst wenig geschwollen klingen zu lassen - und dies ist nicht immer
einfach. Auch hier zeigt reflexartige Kritik meines Erachtens aber nur
wieder, dass die Postmoderne ihre eigenen Dogmen herausgebildet hat,
denen zu oft unhinterfragt gefolgt wird. Auch hier bleibt mein Anliegen
natürlich eine schwierige Gratwanderung, aber dafür auch eine echte
Herausforderung für die Poesie der Zukunft. Es lebe das
Ausrufungszeichen! :-) Und, ich will es eben auch mal versuchen, mit
konkreten eigenen Beispielen zu verdeutlichen, wie ich mir das in etwa
vorstelle. Im gleich nachfolgenden Posting stelle ich deshalb die oben bereits erwähnten, überarbeiteten Gedicht-Versionen in den Blog ein.
Ein kleiner deutschsprachiger Pressespiegel vom 04.04.2012:
"In dem Gedicht Was gesagt werden muss greift Literaturnobelpreisträger Günter Grass Israel scharf an." (STERN)
"Eine Erläuterung: Was Grass uns sagen will." (FAZ)
"Grass-Gedicht schlägt hohe Wellen auf Twitter" (DIE WELT)
"Günter Grass. Der Antisemitismus will raus." (DIE ZEIT)
"Das neue Gedicht des deutschen Literaturnobelpreisträgers erregt die Gemüter." (NZZ)
"Lyrischer Erstschlag geführt: Grass schlägt hohe Wellen." (n-tv.de NACHRICHTEN)
... und so weiter und so fort.
Weil ohnehin alle was dazu schreiben, werde ich hier fast ausschließlich eine verkürzte Einschätzung abgeben. Und zwar eine, die sich eher auf den poetischen Aspekt konzentriert.
Nur wenig also von meiner Seite inhaltlich dazu. Inhaltlich bewegt sich Grass mit einer derart scharf formulierten Israel-Kritik als deutscher Schriftsteller von Weltrang auf bekanntermaßen vermienten Terrain. Nur so viel, als logische Denkschule für mainstream-trotzende Hobby-Echauffeure: Nicht Israel äußert seit Jahrzehnten, den Iran vernichten zu wollen, sondern es ist anders herum. Dies kann die Brutalität der Israelis gegenüber den Palästinensern nicht aufwiegen - aber sollte man es denn überhaupt derart "aufwiegend" denken, oder ist das nicht schon wieder die typisch-emotionale Aufreger-Falle? Also: Nein. Ich finde es kurz unsäglich überflüssig, sich inhaltlich auf einer solchen geistigen Discount-Ebene überhaupt mit diesem Grass-Gedicht auseinander zu setzen. Weil das Gedicht als Instrument zur Vermittlung von Inhalten gedacht ist, tappt man leider leicht und schnell in diese Falle. Stattdessen der Versuch einer Mikrorezension, die sich aufs Literarische konzentriert. Und zwar ohne Umschweife gleich auf die größten Schwachpunkte in dieser Hinsicht.
Hier das Gedicht im Wortlaut auf den Seiten der Tagesschau:
Die Abschlussstrophe des Gedichts ist auch gleichzeitig der poetisch schwächsteTeil. Wobei das gesamte Gedicht literarisch ein Rohrkrepierer ist, der als politischer Essay sicher noch halbwegs Sinn machen hätte können. Zumindest literarisch. Aber als Gedicht geht es so nicht. Es wirkt bräsig, unintellektuell, obwohl es Intellektualität und Wendigkeit mimt. Die Sprache ist der Tageszeitung entnommen und unangenehm gepaart mit einem hymnischen Tonfall, der es wohl doch noch irgendwie als Gedicht retten soll.
"(...)
Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern, mehr noch, allen Menschen, die in dieser vom Wahn okkupierten Region dicht bei dicht verfeindet leben und letztlich auch uns zu helfen."
Auch hier halte ich mich gar nicht lange beim Zitierten auf. Ich denke selber sogar, dass seit wenigen Jahren die Zeit für politische Poesie weltweit so reif wie lange nicht ist! Aber man lese diese zitierten Zeilen in Ruhe durch; man spreche sie probehalber einmal laut!
Nun; grauenhaft! - Dieses Gedicht ist literarisch schmerzhaft unausgegoren und schlicht sprachlich unüberarbeiteter Schrott! Natürlich, man kann dies auch als Stilmittel ansehen. Der Dichter bei einer moralischen Notdurft, das Gesicht ist schmerzverzerrt. Ich hoffe für Grass, dass es so gemeint ist. ...
Mich erinnern diese Zeilen in ihrer Schmerzhaftigkeit und tonfälligen Mühsamkeit im Abarbeiten des Sagen-Müssens aber eher an die geschraubten späten DDR-Gedichte eines J.R. Becher, - seine "Stalin-Oden" -, oder an die verkrampften Versuche von B. Brecht, die russische Diktatur zu verteidigen (da, wo Brecht z.B. etwas verschwurbelt einmal gemeint hat, dass "jene Diktaturen unterstützt und ertragen werden müssen, die ihre eigenen Wurzeln ausreißen").
Nein. Egal, was Günter Grass bereits von Weltrang geschrieben hat: Dieses Gedicht gehört nicht dazu. Auch wenn jetzt alle so ausgiebig darüber schreiben und intensiv darüber nachdenken ... . Tintenfische tauchen nicht immer tief, aber manchmal taugt ihre Tinte dem Bluff oder der geistig-literarischen Hochstapelei.
Mit einem wirklich guten Titelzeilen-Zitat ausgerechnet aus der Financial Times Deutschland beende ich deshalb diesen Exkurs über den feuilletonistischen Zustand der Nachkriegsliteratur in den Köpfen ihrer einstigen Leistungsträger, in dem sich meine Enttäuschung über Grass mit dem Ärger über den Zustand der politischen Lyrik in Deutschland insgesamt mischt. Der (im Artikel unnötigerweise ungenannte) sehr feinsinnige Rezensent der FTD erkennt in dem "peinlich-pathetischen und vor allem eitlen Gedicht" vor allem dies hier schlagzeilenartig:
"Grass vertrommelt sich" (Graumann-Zitat in der FTD als Titelzeile)
PS: EDIT vom 07.04.2012. Drei lange Tage der Kakofonie in deutschen Medien hat es nun gedauert. Der Dreck flog allerorten und überall hin. Grass durfte seine popelitische Poesie sogar im Fernsehen vorlesen (Guckt mal, ich bin wieder in Fernsehen - wobei, das könnte man von Thomas Gottschalk auch sagen!):
Dennoch. Jetzt haben es nach mehren Tagen und vielen Kommentaren auch andere bemerkt. Das Gedicht ist Schrott. Endlich ist es "erlaubt", es auszusprechen. Einen ähnlich scharfen Kommentar auf WELT Onnline von mir haben sie drei mal in verschiedenen Varianten raus gelöscht. Andere Tintenfische dürfen es nun aber doch einmal so deutlich sagen, - wenn auch nur solche Tintenfische mit vornehmen Namen wie Ranicki, Biermann, etc. ...
O-Ton Marcel Reich-Ranicki laut SPIEGEL: Das Günter Grass Gedicht sei "politisch und literarisch wertlos".
"Eine Dichtung ist das nicht. Es ist eine
beleidigende Aufschneiderei, dass Günter Grass seine stümperhafte Prosa
am Ende auch noch zerstückelt hat, dass er uns seine Satzfetzen
untereinander setzte und der Menschheit nun verkauft als freie Rhythmen,
als reimlose Lyrik. Das ist eine literarische Todsünde. Von Romanen verstehe ich
wenig, zu wenig. Aber was ein Gedicht ist, das merke ich auch dann, wenn
es in einer Manier geschrieben ist, die mir fremd ist oder mich sogar
ärgert! Der Wutanfall von Grass aber ist kein Gedicht, sondern ein
Gedacht, egal ob er falsch oder richtig, egal ob er tief oder flach
gedacht hat."
Na, wie dem auch sei. Anders sehe ich es auch nicht. Hier einer der wenigen Kommentare von mir dazu, den die rechtskonservative WELT Online nicht gelöscht hat, er ist vom 05.04.2012 und frisst Kreide, damit er nicht wieder gelöscht wird:
"Was mich wundert, ist, dass praktisch alle sich auf die sicherlich verschwurbelten und fehlerhaften Gedankengänge von Grass konzentrieren. Ich habe das Gedicht gestern morgen in der Süddeutschen Zeitung gelesen und war erst einmal davon abgestoßen, weil es mich literarisch so enttäuscht hat! Grundsatz für einen Poeten - und ich bin selber einer - muss doch sein, dass man sich vorher fragt, welche literarische Form angemessen sei. Für seine Inhalte wäre zweifelsohne ein politischer Essay sinnvoller gewesen. Als Gedicht und derart sprachlich unbearbeitet und holprig muss dieser Text (zumindest poetisch) versagen. Dass er es auch inhaltlich tut, fiel mir tatsächlich erst beim zweiten Lesen auf!"