Wie schrieb Tucholsky - "Es gibt keinen Neuschnee".
Diese Wendung - unabhängig davon, wie sehr ich Tucholsky schätze - hat mich immer schon gestört.
Und jeder der mir diese Haltung gegenüber vertreten hat, schien mir allein deshalb schon suspekt.
Nun, man kann auch unabhängig davon immer wieder die Erfahrung machen, dass Neuschnee von heute die selbe Farbe hat, wie der Neuschnee von gestern.
Fuss-Stapfen im Neuschnee wird es immer wieder geben. Aber immer neu in neuem Neuschnee.
Gibt es deshalb keinen Neuschnee?
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Und: Es gibt immer wieder neue Literatur. Neue Gedichte auch und auch immer wieder neue Autoren die andere - neue - Eiskristalle am Literaturhimmel flimmern lassen. Deshalb muss sich weder die notwendige Bedingung zu ihrer Entstehung bei unter Null Grad Celsius ständig ändern, noch sich der Himmel, von dem sie gewöhnlich fallen, plötzlich unten befinden, anstatt oben.Was er natürlich nichtsdestotrotz einmal pro 24 Stunden tut, - wenn man einmal von der Langweiligkeit der Gravitation absieht, die man zur Definition von "oben" und "unten" genausogut heranziehen kann, wie eine angenommene Lageänderung hin oder weg zum jeweiligen Bezugspunkt, von dem man annimmt, sich gerade nahe bei ihm zu befinden.
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Und es gibt vorgekaute Bleistifte. Hier, z.B.:
Pre-Chewed Pencils
Das ist ungefähr, wie sich auf dem Oktoberfest ein Bier zu kaufen, in das bereits jemand gespuckt hat, damit niemand davon trinkt, solange man auf die Toilette geht.
Und das kann lang dauern. - Habe ich mir sagen lassen. (Etwas ungeschickter Einschub, aber in meinen Augen ein intellektuelles Muss.)
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Aber,- ist das wirklich schon Neuschnee? ... Sicherlich, die Frage ist nur inwiefern.
Und inwiefern dieses Inwiefern bereits genügt.
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Jedenfalls ist es eine - ausreichend gute - Einleitung für ein Blog über Neue Literatur.
Ausreichend gut. ... Hmn. Ein - sehr gutes - Motto, finde ich. Und damit wäre jene überlebensnotwendige Notenspanne jenseits von Mangelhaft und Ungenügend bereits komplett - und das heisst für mich damit befriedigend - abgedeckt.
"Ausreichend gut" kann man natürlich auch abkürzen, - was wiederum schrecklich modern rüber kommt: 42.
Womit wir nach Douglas Adams dann sogar schon bei der grundsätzlichen Sinnfrage angekommen sind.
Auch dies, auch dies, eine durchaus hier erwünschte Nebenwirkung. Ist doch das teuto-utopische Land der Dichter und Denker leider oft genug nur ein Kollateralschaden der "German Gemuetlichkeit".
Akute Sinnfragen sind vermutlich der bewusste oder unbewusste Versuch des menschlichen Gehirns, dem Schicksal des konstanten Glücksdrucks, der auf unserer Gesellschaft lastet, wenigstens zeitweise doch ein ganz klein wenig erfolgreich zu entrinnen.
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Erfolg! ... Noch so ein Wort wie Neuschnee, vermutlich ebenso gefährlich, - wenn auch nicht ganz so weiss. Zu sagen ist hierzu: Schneebretter lösen sich bevorzugt ab Februar / März / April in den Alpen. Erfolgsbretter hingegen lösen sich ganzjährig.
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Ja. Eigentlich mag ich Tucholsky ansonsten wirklich sehr gerne.
- Nur nicht wo er so Unrecht hat. Ich vermute sogar, mit Erfolg.
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Glücksforschung
Glücksforschung: hier ist jemand wissenschaftlich
nachgewiesen bewusst glücklich.
nachgewiesen bewusst glücklich.
Grx!
Arno
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