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Mittwoch, 15. Februar 2012

Poetik 2020 / Poetik der Gegenwart und absehbaren Zukunft

Manche Themen arbeiten lange im Hintergrund, bevor man sie langsam ans Tageslicht gewöhnen kann. Was mich derzeit - und dennoch bereits seit den 1990er Jahren - umtreibt, ist die Frage, wie überhaupt Poesie der Gegenwart und absehbaren Zukunft aussehen sollte. Woran würde man sie erkennen? Die Postmoderne ist, egal ob von den 1960ern an gerechnet, oder erst von den 1980ern an, in die Jahre gekommen. Und damit sicher auch einige ihrer Methoden. Gleichzeitig spielt die Politik für die Gesellschaft - und daher auch für die Kunst  - seit ca. 4 Jahren wieder eine größere Rolle.
Aber genügt es wirklich, die politische Literatur wieder zu beleben oder neu für sich zu entdecken? Muss man nicht auch Verkrustungen in den Methoden und innerhalb der Perspektiven der Postmoderne vermuten, die es längst ihrerseits aufzubrechen gilt?

Da das Thema sehr umfassende Ansprüche mit sich bringt, werde ich in einer Art und Weise damit umgehen, die ihm selbst entspringt. Wobei also der Umgang mit der Frage Teil einer Antwort sein soll, während immer neu versucht wird, sie zu stellen, kurz: ich schreibe Lyrik in meinem Sinn. Und ich erstelle nach und nach eine Liste mit numerierten Aspekten, die für mich in einer Poetik der Gegenwart und Zukunft eine Rolle spielen sollen.


  1. Ambitionierte Amateurhaftigkeit und anspruchsvoller Dilettantismus sind meines Erachtens Methoden der Gegenwart und Zukunft. (Dies sage ich nicht zuletzt aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen als Amateur-Rosenzüchter, wobei mir diese Grundhaltung lange schon sympathisch ist, ohne dass ich jedoch mutig genug gewesen wäre, mich vollends darauf zu berufen.) In der Renaissance spielten Dilettanten eine wichtige, progressive Rolle. Mehr dazu im Vorwort auf Seite 7 einer Veröffentlichung von Elisabeth Strauß aus dem Jahr 1995: "Dilettantismus und Wissenschaft" (Zitat s.u., Fußnote #). Ich möchte mich hier ihren Gedanken im Grundsatz auch anschließen. Ein wichtiger Haken dieser Sache soll aber nicht verschwiegen werden. Er kam mir neulich beim Betrachten sogenannter "statistischer" Aussagen Thilo Sarrazins zur Immigration: Dilettantismus kann nämlich, ideologisch verzerrt zur Demagogie, auch den Rand hin zu Verschwörungstheorien und Fremdenfeindlichkeit streifen oder überschreiten. Die "Methode Sarrazin" bedient sich des Aromas der Wissenschaftlichkeit und Überprüfbarkeit. Das muss nicht immer schlecht sein, vor allem wenn man Ironie im Sinn hat. Überraschend und unideologisch verwandt kann man diese Methode z.B. hier wieder finden, in bewusst pseudowissenschaftlichen Tortengrafiken als Form gewitzter, harmloser Unterhaltung. In einer solchen Form ist das Verwenden wissenschaftlicher Methoden-Splitter ironisch und dekonstruktiv. Sarrazins Anspruch ist - zumindest an der Oberfläche - ein amateurhaft-investigativer und (populär-)wissenschaftlicher. Er, selber ein wissenschaftlicher Analphabet, (was nichts anderes als "Amateur" in negativer Sprechweise bedeutet) quält die Wissenschaftlichkeit, indem er ihren Ruf in den Dienst oft eher intuitiv erfundener Thesen stellt. Ihm ist Ironie auf Basis von Selbstironie daher eher fremd. Insgesamt kommt es hier also ganz alleine und entscheidend auf die Motivation hinter den angewandten Methoden an. Und, ist man sich unsicher, eben auf ständige Selbstüberprüfung im Schaffensprozess. Inwieweit man sich davon aber bereits wieder gefangen nehmen lässt, in einem Kaleidoskop der Selbstbespiegelung als Kennzeichen postmoderner Dekonstruktion - das soll hier vorerst offen bleiben. Grundsätzlich will  ich aber dennoch für mehr Mut zum "Wissen" plädieren, denn allzu oft lähmt der im Wahrnehmungs-Skeptizismus versteckte, hohe Anspruch den postmodern denkenden Menschen nur. Man kann das unkritisch nennen, überheblich. Nur: Abgesehen von Konstruktivismus, Dekonstruktion und Infragestellung fremder wie eigener Konzepte ist es manchmal besser, oder zumindest lebensnaher, überhaupt etwas zu erfassen, als vorab vor dem (versteckten!) Anspruch ewig unerreichbarer Vollständigkeit zu kapitulieren. Mein eigener Anspruch zwischen reinem Witz und einem Anspruch echten Forschens am Leben geht an dieser Stelle einen dritten Weg. Ich erschrecke, wenn ich den Verlauf narzisstisch geprägter Diskurse, wie den Thilo Sarrazins wahrnehme. Gleichzeitig halte ich Poesie in mehrfacher Hinsicht für ein Mittel der Grundlagenforschung. Ein Gedicht kann keine Atome spalten. Aber es kann den Atombegriff spalten. Und weniger dekonstruktiv ausgedrückt: Es kann - mit oder ohne Witz - helfen, den Atombegriff mit zu verändern.
Weitere Aspekte einer in meinen Augen modernen Poetik der Gegenwart und absehbaren Zukunft werde ich nach und nach ergänzen. Eigens dafür habe ich in den feststehenden Page-Links rechts eine eigene Kategorie eröffnet:

---> Poetik 2020 / Poetik der Gegenwart und absehbaren Zukunft

Gruß,
Arno Schlick
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# 'Wenn die Wissenschaften heute nicht nur Expertenwissen, sondern paradoxerweise "Systeme des Nichtwissens" produzieren, um sich gegen den Einfluss und die Kritik der Alltagswelt abzuschirmen, ist es an der Zeit darauf hinzuweisen, dass ihre Wurzeln in der vielfältigen und fruchtbaren Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und interessierten Laien liegen. Am Beginn eines sich neu artikulierenden Wissenschaftsinteresses in der Renaissance und frühen Neuzeit fungierten Dilettanten als Anreger und Mitarbeiter in Forschungsprojekten, als Vermittler und Popularisierer von Theorien und Ergebnissen, als Mäzene für Laboratorien und Publikationen. (...) Erst mit der Teilung der Wissenschaft in die einzelnen Disziplinen und ihrer zunehmenden Institutionalisierung wurde der Amateurstatus dann als Argument verwandt, um Kritik und Ideen, die nicht in den "mainstream" der Forschung passten, zu disqualifizieren. Mit diesem Ausschluss verzichtete die Wissenschaft jedoch auf ein großes Potential an Originalität und Kreativität, ein Potential, das heute freilich nicht nur für ihre Weiterentwicklung, sondern auch in der Ethik der Wissenschaften als Korrektiv dringend benötigt würde.'
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PS: Hier die weiteren Teile als Links.

2. Keine Angst vor der Möglichkeit der Gültigkeit von Aussagen! vom 11.08.2012

Mittwoch, 25. Januar 2012

Lyrik und Anagramme

Von nun an findet man hier zum Thema Lyrik und Anagramme eine feste Seite im Blog.

---> Lyrik und Anagramme

Hier nun drei Beispiele von dieser Woche, die Videos dazu habe ich je einen Tag vorher erstellt (am Unschlittplatz in Nürnberg, keine fünfzig Meter weit von dem Ort entfernt, wo Kaspar Hauser der Überlieferung nach das erste Mal aufgetaucht ist):



Moos spricht nicht


moos spricht nicht
chronisch im spott
thin composts rich



Arno Schlick    25.01.2012

Arno Schlick   2012

QR-Code zu diesem Gedicht:
 

Video zu diesem Gedicht 
(Aufnahmen in der Nürnberger Altstadt):






kopfsteinpflaster - kopfsteinpflaster!



kopfsteinpflaster - kopfsteinpflaster!
flatfeet pork spins
frankest poets flip!

ekel pfropft satins
saftlos kippt ferne
pafft kernlose tips

kopfsteinpflaster - kopfsteinpflaster!
flatfeet pork spins
frankest poets flip!

knippst feste flora!
pafft linkste spore!
pst! kifft alpenrose!

kopfsteinpflaster - kopfsteinpflaster!
flatfeet pork spins
frankest poets flip!

seniles foppt kraft -
eilst tapfren kopfs -
er foppt fetal skins

kopfsteinpflaster - kopfsteinpflaster!
flatfeet pork spins
frankest poets flip!





Arno Schlick    25.01.2012
http://isleofat.blogspot.com/

Arno Schlick   2012

QR-Code zu diesem Gedicht:
 

Video zu diesem Gedicht 
(Aufnahmen in der Nürnberger Altstadt):





Casparus Hauser



reite rein!
irrte eine
irre niete.
einer riet:

ein reiter
will ich werden!

der willen wich:
ich, der wen will,
will ICH werden!
C. H., wider willen.



Arno Schlick    28.01.2012
http://isleofat.blogspot.com/

Arno Schlick   2012

QR-Code zu diesem Gedicht:
 


Video zu diesem Gedicht 
(Aufnahmen in der Nürnberger Altstadt):



Hier mehr auf Wikipedia über Anagramme: http://de.wikipedia.org/wiki/Anagramm


Hier eine deutschsprachige Seite mit mächtigem Hilfstool zur Anagramm-Erstellung (Uni Leipzig):
http://wortschatz.uni-leipzig.de/html/suche_2.html

Und hier eine entsprechende englischsprachige Seite dazu:

http://wordsmith.org/anagram/index.html


Darauf gekommen bin ich (nachdem ich mich schon früher auch unregelmäßig immer wieder mal mit Anagrammen und Palindromen beschäftigt hatte) durch ein paar sehr gute Diskussionen mit Stefan Winter (Wortwerk Erlangen) über Potentielle Literatur. Mir fiel erst dadurch auf, wie viele gute Internetseiten es inzwischen zu diesem Thema gibt, - auch in Verbindung mit der praktischen Seite der Anagramme, - nämlich ihrer Funktion bei der Verschlüsselung von Informationen.
Seither schreibe ich wie wild ein Anagrammgedicht nach dem nächsten, verschlüssele und entschlüssele und suche Schlösser, Schlüssel, Schlösser, Schlüssel.  :-)


Grx!
Arno



Montag, 9. Januar 2012

Unterhaltung: Kleines Ratespiel

Zur Abwechslung mal keine Literatur, sondern nur ein kleines Ratespiel. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lösen!

Arno Schlick


Freitag, 6. Januar 2012

Chill Out ...

Schade nix gewonnen in Erlangen, aber es hat sehr viel Spaß gemacht und viele Reaktionen waren für mich richtungsweisend. Somit war es ein wirklich guter Auftakt für zukünftige Auftritte. Ziemlich nette Leute sind unter den Slammern, ich hoffe dass die meisten von ihnen ihre revolutionäre Geisteshaltung behalten werden! Happy New Year 2012!

Mehr davon!
Arno




Dienstag, 3. Januar 2012

Lesung / Auftritt !

Am Donnerstag, 05.01.2012 nehme ich teil beim Revolte Poetry Slam in Erlangen.

Hier der Kalender dazu von myslam.net:

http://www.myslam.net/de/poetry-slam-calendar

Kontaktinfo:

Veranstalter Erlangen - Revolte Slam
Veranstaltungsort Erlangen
Adresse Michael-Vogel-Straße 1, 91052 Erlangen
Telefon 017284636[neun][eins]
Email felix.kaden[at]web.de


Wär schön, wenn jemand vorbei schaut, es ist mein erster Slam!
Gruß,
Arno

Hier die Word-Cloud zu meinen Texten (ohne eventuelle Zugaben)!  ;-)
Word-Clouds sind - neben QR-Codes - ein in meinen Augen faszinierendes und gutes Mittel um weitere Perspektiven der Textlichkeit mit zu verwenden auf Seiten wie diesen ... . Erstellt mit -> Wordle Online.



P.S.: Mein neues Megafon ist auch dabei :-)



Montag, 2. Januar 2012

Im Zoo




Das Gesicht des Affen
mit Einsteins Augen
erklärt mir die Welt
ohne Formeln






Arno Schlick
02.01.2012 02:34 am

Sonntag, 1. Januar 2012

Einmal im Leben Guttenberg zitieren ...

Ein gesundes und glückliches Jahr 2012 wünsche ich allen literarisch Interessierten!

Und als besonderes Bonbon zitiere ich heute einfach einmal Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg unplugged und von Seite 404 seiner Dissertation Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU  (also zitiere ich hier nur das seinerseits verwandte, raunende Schlusszitat im Nachwort) - als kleines Gastgebergeschenk. Ich finde: Einmal im Leben muss man ihn einfach zitiert haben.


„Dass Verfassung sich überall bilde, wie sehr ist's zu wünschen!
        Aber ihr Schwätzer verhelft uns zu Verfassungen nicht"


(J. W. v. Goethe! F. Schiller. Xenien)


Gruß,
Arno

P.S.: Alle Kenner werden gemerkt haben, richtig: dabei handelt es sich um ein Distichon aus Hexameter und Pentameter, dem Grundelement des Elegischen Versmaßes.
Wenigstens Goethe &  Schiller verstanden ihr Handwerk - und man musste es ihnen stattdessen noch nicht legen.  ;-) Wobei gerade die so zu lesende Betonung auf "uns" (schließlich ist die zweite Zeile ja ein Pentameter) die Arroganz des Autoren ins Unermessliche zu schrauben scheint. Nicht die von Goethe und Schiller. Sondern die Arroganz desjenigen Menschen, der dieses Zitat als hymnischen Schlusspunkt in einer durch und durch verfaulten Kopie zu setzen wagte. Die Macht der Maden - und Seehofer - seien mit ihm.

P.P.S.: Zum Thema "Guttenberg zitieren" war hierbei für mich auch folgendes Video richtungsweisend: